Warum feiern wir eigentlich Weihnachten?

 

 

Weihnachten bezeichnet die geweihten Nächte. Unsere Vorfahren feierten damit das Julfest, die Tage vom 21.12. (Wintersonnenwende) bis zum 01.01. (Neujahr). In Skandinavien und Großbritannien haben sich die Jul-Bräuche bis heute erhalten.

Die Wintersonnenwende ist die längste Nacht des Jahres. Die Sonne hat den südlichen Wendekreis erreicht und kehrt nach dem Norden zurück. An diesem Tag feierte man die Rückkehr von Licht und Leben. Das Schauspiel der Natur, das sich im Muster der Jahreszeiten wiederholt, hatte immer eine große Auswirkung auf das Leben. Früher, als die Menschen in Mittel- und Nordeuropa der Natur noch näher standen, fast alle Landwirtschaft betrieben und nur für ihr Überleben arbeiteten, waren sie sehr stark vom Jahreslauf abhängig. Für wichtige Vorgänge in der Natur und mit den Gestirnen entstanden Göttersagen. Die nordischen, bzw. germanischen Göttersagen zeugen davon. Rituale und Feste entwickelten sich, welche den heidnischen Glauben prägten.

Am 21.12. ist der Geburtstag von Balder, dem germanischen Gott der Sonne und des Lichtes, weil von da ab die Sonne wieder höher zum Horizont steht. Balder, Odins (Götter- und Menschenvater) und Friggas (Frigga od. Frigg, germanische Fruchtbarkeitsgöttin, nach ihr ist der Freitag benannt) Sohn, wurde deshalb von allen geliebt.

Eines Tages hatte die Göttermutter Frigga einen bösen Traum. Sie sah, wie Hel, die Todesgöttin, ihren Lieblingssohn Balder entführte. Auch Baldur träumte, daß sein junges Leben von Gefahren bedroht sei. Frigga bat alle Geschöpfe, die im Himmel und auf Erden sind, einen heiligen Eid zu schwören, Balder niemals etwas anzutun. Sie nahm Feuer und Wasser, Menschen, Tiere und Pflanzen in strenge Eidespflicht. Von nun an verfehlte jede Waffe, die man, um den neuen Bund zu erproben, gegen Balder richtete, ihr Ziel. Nur die Mistel beachtete sie wegen derer Geringfügigkeit nicht. Loki (Gott des Feuers) erschlich sich dieses Geheimnis, schnitt einen Zweig der Mistelstaude ab und schnitzte einen Pfeil daraus. Diesen ließ er durch den blinden Bruder Balders, Hödur, auf Balder abschießen, worauf dieser starb. Der Tod Balders fällt auf den Tag der Sommersonnenwende, an dem der längste Tag gefeiert wird, und die Sonne wieder sinkt.

Der Zweig, der Balder den Tod brachte, die Mistel, wurde zum Heilssymbol.

Kein Mythos, sondern nachweisbare Geschichte ist Jesus Christus, die zentrale Gestalt des Christentums. Er wurde wahrscheinlich im Jahre 7 oder 5 vor Beginn der Zeitrechnung in Bethlehem als Kind von Maria und Joseph geboren (Bibel Lukas 2, 1-20). Die Geburt geschah in einer Herberge in Bethlehem, in einem Stall, wo dann das Kind in der Grippe liegend, von den drei Weisen aus dem Morgenland und den Schafhirten begrüßt wurde (Bibel Matth. 2. 1-2).

Jesusdarstellung in der SANTA ELVIRA - Kirche von Varadero Kuba

Unter den Menschen jüdischen Glaubens trat dann 30 Jahre später ein Mensch hervor, der von sich behauptete, der Sohn Gottes zu sein. "Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht in der Finsternis leben müssen" (Bibel Joh. 8, 12) . Der christliche Glaube fand immer mehr Anhänger. Es gab neue Inhalte, die sich mit Jesus Christus verbinden lassen: das Prinzip der Sanftmut, die tätige Nächstenliebe, die Feindesliebe, das Verzeihen als Tugend, Barmherzigkeit und Mildtätigkeit. Die Kirche war gezwungen sich fester zu organisieren. Es entstand die Papstkirche. Sie war bestrebt, christliche Inhalte mit heidnischen Feiern zu verbinden.

Der Papst Liberius setzte erstmals die Feier der Geburt Christi im Jahre 354 auf den 25. Dezember fest. Auf dem 2. Konzil von Konstantinopel 381 erklärte die Kirche den 25. Dezember als Christi Geburt. Die Dauer des Weihnachtsfestes wurde von der Mainzer Synode 813 für das Gebiet des heutigen Deutschland auf vier Tage bestimmt.

Erst im Laufe des 7. und 8. Jahrhunderts verbreitete sich in den Gebieten des heutigen Deutschland das Datum des 25. Dezembers als Festtag an dem die Geburt Christi gefeiert wurde. Vom 9. bis 16. Jahrhundert bildeten sich viele Festformen aus, die noch für uns heute Weihnachten ausmachen: Weihnachtslieder, Krippenverehrung, Schmücken, Friede usw. Die kirchlichen Weihnachtsspiele kamen erst im Mittelalter auf.

Die häusliche Weihnachtsfeier mit der Bescherung der Kinder führte im 16. Jhd. die evangelische Kirche ein. Auch älteste Belege für den Weihnachtsbaum gehen auf den Anfang des 16. Jhd. zurück. In Fortsetzung dieser Tradition ist Weihnachten seit dem 18. Jahrhundert ein Familienfest. Im Zentrum stehen die Kinder, um ihnen die biblische Überlieferung von der Geburt des Lichtes der Welt, Jesus Christus, nahe zu bringen. Sie werden reich beschenkt, aber auch zum Wohlverhalten ermahnt.

Der Weihnachtsmann wurde erstmals von Hoffmann von Fallersleben in seinem Lied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" (1835) erwähnt. Die typisch rote Kleidung mit dem weißen Pelzbesatz bekam er 1932 durch eine Werbeaktion von Coca Cola aus Amerika.

Um 1900 hatte sich der Adventskranz mit 4 Kerzen und aus grünen Zweigen gefertigt, in Deutschland verbreitet.

B. Windisch

Siehe auch "Der Stadtschreiber" von Bad Liebenwerda, Jahrg. 14 Nr. 12 vom 20.12.2001

 

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