Kriegerdenkmal von Bahnsdorf verfällt

Wer zwischen Herzberg und Bad Liebenwerda auf der B 101 unterwegs ist, sieht sie. Ca 1 km vor Wiederau steht eine Ruine. Ursprünglich war es einmal ein Denkmal.

Die auf dem Gebäude wachsenden Bäume verdecken den Blick dafür, daß es einsturzgefährdet ist. Der größte Teil der Treppe ist bereits eingestürzt. Ringsum wird Müll abgelagert.

Blick ins Gewölbe

Jeder, der versucht, auf die Plattform zu gelangen, könnte den Einsturz des Gewölbes und damit des gesamten Gebäudes auslösen, und brächte sich somit in Lebensgefahr.

Was da dem Verfall preis gegeben ist, war ursprünglich lt. Auskunft des Landkreises Elbe-Elster ein Kriegerdenkmal, welches 1908 vom Kriegerverein Wiederau-Bahnsdorf-Neudeck unter maßgeblicher Beteiligung des Gutsherren von Neudeck, Major Lettre, errichtet wurde. Das Denkmal sollte an die drei Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71 erinnern. Die Inschrift der Nordseite nannte die Gefallenen aus Wiederau und Bahnsdorf.

ursprünglich 1908

Heute ist das Gebäude mit Schmierereien an den Wänden, durch seinen baulichen Verfall und aufgrund der angrenzenden Müllablagerungen vollkommen entstellt.

"Das Denkmal besitzt für unsere Region historische und vor allem baugeschichtliche Bedeutung. Aufgrund seiner aufwendigen Gestaltung und noch stärker durch seine Lage (es wurde nicht inmitten eines Ortes, sondern als Aussichtspunkt an einer des wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen Berlin und Dresden errichtet) unterscheidet es sich von der Mehrheit der nach 1871 in vielen Orten entstandenen Gedenksteine." informiert die untere Denkmalschutzbehörde des E-E-Kreises.

Obwohl das Denkmal 1993 unter "Schutz" gestellt wurde, ist z. Z. keine Restaurierung oder Sicherung in Sicht. Es gäbe im Elbe-Elster-Kreis sehr viele Denkmäler, die sich in einem schwierigen, z. T. desolaten Zustand befänden. Die verfügbaren Fördermittel reichten bei weitem nicht aus und die Eigentümer müßten entsprechende nicht unerhebliche Eigenanteile leisten.

Jeder aufmerksame Autofahrer muß also weiter zusehen, wie ein Stückchen unserer Geschichte verloren geht. Gerade in unserem Gebiet, das man für den Tourismus attraktiver und interessanter zu machen versucht, ist es doch notwendig alles Historische zu erhalten und zu pflegen.

 

Baldur Windisch

A.-Bebel-Str. 8

04924 Bad Liebenwerda

Tel. 035341 10681

Bad Liebenwerda, den 23.03.2001

Siehe auch "Lausitzer Rundschau" vom 05.08.2000

Baldur.Windisch@web.de

Nachtrag

Das Denkmal stand zur Zeit des Erscheinens dieses Artikels auf dem Grund und Boden des Brandenburgischen Straßenbauamtes Cottbus, der damit der Eigentümer war. Im Juni 2001 wude das Grundstück vermessen und das Denkmal erhielt sein eigenes Flurstück. Daraufhin wurde es dem Bundesvermögensamt überschrieben. Diese Behörde ist aber nicht bereit, eine Restaurierung bzw. Instandsetzung vorzunehmen, obwohl im Denkmalsschutzgesetz jedem Eigentümer eines denkmalgeschützten Bauwerkes die Pflicht auferlegt ist, alles zu tun, um es wieder herzustellen und es zu erhalten.

So ist der jetzige Zustand:

 

 

Bad Liebenwerda im April 2004

Im Mai 2006 gelang es mir, einige Minuten vom Besuch der Brandenburger Kulturministerin, Frau Wanka, im Landkreis abzuzweigen, und ihr den beklagenswerten Zustand des Denkmals vor Augen zu führen.

Die orginale Bildunterschrift in der Elbe-Elster-Rundschau vom 30.05.2006:

"Man sieht fast nichts, weil man kaum noch etwas sehen kann. Das Denkmal (im Hintergrund) ist inzwischen fast völlig zugewachsen. Ministerin Wanka machte sich gemeinsam mit Baldur Windisch vor Ort ein Bild."

Frau Wanka hielt Wort. Fördermittel aus dem Kulturministerium in Potsdam ermöglichten die Erstellung eines Sanierungskonzeptes. Das Architekturbüro Fred Wanta Cottbus wurde damit beauftragt und sucht nach alten Fotos, auf denen das Denkmal zu sehen ist.

Bad Liebenwerda im November 2007

Jubiläum einer Ruine

Bad Liebenwerdaer befestigt ein Transparent am Kriegerdenkmal auf dem Bahnsdorfer Berg

 

Bahnsdorf. Allein der Anlass seines Baus macht es zu einer Besonderheit: Denn anders als viele vergleichbare Denkmäler wurde das Kriegerdenkmal auf dem Bahnsdorfer Berg nicht für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Der terrassenartige Bau erinnert an die Soldaten aus Wiederau und Bahnsdorf, die in den – wie es damals hieß – „siegreichen Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71" ihr Leben ließen, also in den Kriegen Preußen und Österreich gegen Dänemark, Preußen gegen Österreich und schließlich Preußen und die anderen deutschen Staaten gegen Frankreich. Errichten lassen hat es der Kriegerverein Wiederau-Bahnsdorf-Neudeck zusammen mit dem Neudecker Gutsherren Major Lettre. Die Einweihung erfolgte unter großer Anteilnahme von Menschen aus dem ganzen damaligen Kreis Schweinitz am 6. September 1908.

Das Jubiläum hat der Bad Liebenwerdaer Baldur Windisch zum Anlass genommen, auf den Zustand des Denkmals hinzuweisen: Seit dem „Geburtstag" des Kriegerdenkmals am vergangenen Sonnabend prangt ein Transparent daran: „100 Jahre – Rettet mich!".

Der geschichtsinteressierte Kurstädter bemüht sich schon seit längerem, eine Lösung für die Ruine herbeizuführen. So hatte er in der Vergangenheit Kontakt mit der brandenburgischen Kultusministerin Prof. Dr. Johanna Wanka aufgenommen. Sie, ihr Haus und das Landesamt für Denkmalpflege befürworten eine Restaurierung des Objektes, das sich derzeit in Besitz der Bundesvermögensverwaltung befindet, und würden hierfür auch Mittel bereitstellen. Bedingung: Die Kommune, also die Stadt Uebigau-Wahrenbrück müsste das Denkmal übernehmen.

Auch aus denkmalschützerischer Sicht gilt das Kriegerdenkmal als Besonderheit. Und dies nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Gestaltung. Auf dem ursprünglich nicht bewaldeten Bahnsdorfer Berg errichtet, erlaubte es einst den Ausblick auf das Neudecker Schloss und die Neudecker Elsterbrücke. Diese drei Denkmale zusammen gelten als ein Ensemble, das eine „kleine Kulturlandschaft" bildet, wie es Landeskonservator Prof. Dr. Detlef Karg formulierte, als er im April gemeinsam mit Kultusministerin Wanka die Region besuchte. Dass der Blick in die Elsterniederung inzwischen von hohen Kiefern versperrt wird, ist wohl das geringste Problem: Denn das Denkmal, an dem noch die Hinterlassenschaften der Roten Armee in Form kyrillischer Buchstaben erkennbar sind, verfällt zusehends und würde in diesem Zustand sicher nicht noch einmal hundert Jahre überstehen.

Karsten Bär

Bildtext:

Baldur Windisch nutzte das Jubiläum der Einweihung, um mit einem Transparent auf den Zustand des Kriegerdenkmals hinzuweisen.

siehe auch "Lausitzer Rundschau" vom 12.09.2008