Erlebnisse auf der Erweiterten Oberschule in Elsterwerda

in den Siebzigern

 

Die Schulzeit prägt den Menschen, wie keine andere. Als Liebenwerdaer besuchte ich von 1960 bis 1968 die Schule in Bad Liebenwerda in der Leninstraße. Ich war ein ganz normaler Schüler.

Mit der 8. Klasse gab es aber eine entscheidende Richtungsänderung. Es fiel die Entscheidung, ob man das Elsterschloßgymnasium, damals EOS (Erweiterte Oberschule) in Elsterwerda besuchen durfte. Da wollte ich unbedingt hin, um das Abitur machen und eventuell mal studieren zu können. Mein Alltag war so vielfältig, so daß die Schule oft in Vergessenheit geriet. Deshalb wurde es knapp: Mit meinem Notendurchschnitt kam ich gerade noch so auf diese Schule. Ich hatte auch aus diesem Grunde die Jugendweihe neben der christlichen Konfirmation mitgemacht.

Das war auf der EOS ab dem 9. Schuljahr eine ganz andere Welt.

Um 7 Uhr fuhr der Zug nach Elsterwerda/Biehla. Dann Umsteigen in den Verbinder nach Elsterwerda. Vom Bahnhof zur Schule war es noch ein Weg von ca. 5 Minuten.

Nach dem Unterricht ging alles wieder retour und man war dann erst gegen 17 Uhr wieder zu Hause. In meiner neuen Klasse waren wir 7 Liebenwerdaer. Das waren nur Jungs und da passte ich hinein. Man kannte sich ja schon z. T. Mit der Zeit entwickelte sich eine Kumpelschaft in dieser Gruppe.

Kumpels nach unserem Verständnis waren Leute, die bereit sind, mehr für seinen Bekannten zu tun, als notwendig. Man setzte sich also für den Anderen ein, wenn man ihn unterstützen konnte, ohne die Konsequenzen für sich selber zu berücksichtigen. Dazu braucht man eine Vertauensbasis, ähnliche Anschauungen und Sympathie. Wir konnten uns auf einander verlassen und waren dem Anderen gegenüber auch manchmal selbstlos. In keine gute Position gerät man, wenn es schlechte Nachrichten zu erzählen gibt. Welcher Freund geht unberührt durch dieses Tor. Man tolerierte die Schwächen des Anderen. Es gab keine unfaire Nachrede. Gemeinsame Ziele wurden konsequent verfolgt, ohne persönliches Imponiergehabe. Richtige Freunde gehen auch auf einander zu und lassen sich nicht bitten.

So etwas gibt es heute fast gar nicht mehr.

Was uns alle einte, war die Kritik am sozialistischen System und an den angepassten Spießern, den Schlipsträgern.

Nur mit den Mädels funktionierte es nicht so kumpelhaft. Da gab es schon manchmal Rivalitäten. Es wurde mit allen Mitteln gebalzt.

Das Ende der sechziger Jahre erzeugte in uns einen besonderen Glückstaumel.

Es gab die Revolution in der Musikszene. Die "Beat" Musik von den "Beatles" und den "Rolling Stones" z. B. begeisterte uns. Wir bekamen das Gefühl der "Sechziger und Siebziger", der "summer of love" – ein unglaubliche Jugendzeit. Alles war im Umbruch und wir wollten persönliche und sexuelle Freiheit, wie auch das was alles mit "peace" und den "Blumenkindern" zusammenhing. Das war natürlich nur über westliche Sender zu erfahren, so wie RIAS 2 oder Radio Luxemburg, die verboten waren. In unserem Musiklehrbuch stand: "Die Musik der Beatles und Rolling Stones sind kapitalistische Unkultur. Sie hält die werktätigen Massen vom Klassenkampf ab."

Die Einstellung der Schüler war nicht im Sinne des Bildungssystems der DDR und der Lehrer. Auf dieser Schule waren Bluejeans und lange Haare verboten, überhaupt alles was aus dem Westen kam. So blieben Probleme nicht aus. Die Pädagogen der EOS hatten deshalb so manches zu regeln. Vor einer Staatsbürgerkunde-Stunde mußten alle Schüler aufstehen, und der Lehrer kontrollierte, wer "Niethosen" anhatte. 

In diese Zeit kam durch unsere Verbindungen nach Berlin die Nachricht: Es gibt in einem Kaufhaus originale "Levis"-Jeans. Da gab es kein Halten mehr. In einer Gruppe fuhren wir dorthin. Wir fanden das Kaufhaus und mußten in einem Hintereingang warten. Dann ging irgendwann die Tür auf. Auf Metallregalen lagen stapelweise nach Größe geordnet, die Jeans. Man durfte nur eine auswählen. Eine Hose schnappen, schnell überziehen ob sie paßt, das war alles Eins. Hatte man die richtige gefunden und lächerliche 52 DDR-Mark bezahlt, wurde eine unauffällige Tür geöffnet und stand dann mitten im Kaufhaus. Diese Situation wird z.B. in dem Buch "Die neuen Leiden des jungen W". von Ulrich Plenzdorf (Hinstrorff Verlag Rostock 1973, 6. Auflage, 1977, S. 78 f.) ähnlich beschrieben, wie wir es erlebt haben. 

Mein Motto damals war: "Mit dem kleinst-möglichem Aufwand die größt-möglichen Erfolge erzielen". Eine Einstellung, die sich auch manchmal nicht gut auf mich auswirkte.

Doch der Vorname "Baldur" und mein Verhalten passte einigen Lehrern nicht.

In meine Klasse gingen die besten Sportler der Schule. Besonders in der Leichtathletik kämpften meine Klassenkameraden in der Republikspitze mit.

Auch ich war sportlich aktiv. In Liebenwerda spielte ich im Wettkampfbetrieb Handball als Tormann, belegte zur Spartakiade im Lauf über die Langstrecken 3. und 4. Plätze. In unserem Jahrgang im Gymnasium gab es eine Fußballmannschaft, die gegen die Lehrermannschaft gewann. Ich war von den Jungs der beste Keeper und stand immer im Tor. Trotzdem kam ich in Sport über eine 3 nicht hinaus. Das wurmte mich sehr. Irgendwann kaufte ich mir mal ein Paar Langlaufschuhe in einem hiesigen Sportladen. Sie hatten eine dicke schwarze Sohle, rotes Leder und weiße Streifen. Nach einer Sportstunde äußerte der Sportlehrer gegenüber der Lehrerschaft, ich würde meine politische Meinung sogar mit diesen Sportschuhen dokumentieren: Schwarz-Weiß-Rot; Deutsch National. Das war auch unserer Deutschlehrer. Er bezeichnete mich und einen meiner Kumpels einmal in einer der Deutschstunden als Hohl- und Knallköpfe.

Im Russischunterricht fing ich gleich am Anfang eines Schuljahres 2 Fünfen. Wenn das so weiterginge, konnte es das Ende auf der Schule bedeuten. Ich vermied alles was die Lehrerin aufregen konnte. Ich fand sie eigentlich auch nett und konnte es letztlich noch zu einer 3 bringen.

Nicht alle Lehrer ließen sich so beeinflussen.

Da lange Haare verboten waren, aber zu unserer Überzeugung gehörten, gingen wir natürlich immer bis ans Limit. Vor dem Unterricht wurden die Haare nach hinten gekämmt. So sahen die Pädagogen von vorne nicht, wie lang sie waren, denn die Ohren durften nicht bedeckt sein.

Mich erwischte es in einer Englischstunde. Der Lehrer holte mich zur Vokabelkontrolle vor an die Tafel. Ich hatte natürlich keine große Ahnung und blamierte mich wieder total. Dann fragte der Lehrer mich noch, was "Friseur" heißt: "Hairdresser" war meine Antwort. In der Klasse wurde schon etwas gelächelt. "Ich muß zum Friseur gehen" sollte ich den Satz übersetzen. Langsam machte sich Lustigkeit unter den Schülern breit. "Mein Friseur wartet auf mich" war die nächste Aufgabe. Mittlerweile bog sich die ganze Klasse vor lachen.

Außer Jeans waren damals Schlaghosen angesagt. Moderne Sachen gab es im sozialistischen Handel fast gar nicht. Mein verstorbener Vater kämpfte während des 2.Weltkrieges bei der Marine. Ich fand seine ehemalige Uniformhose. Sie war aus gutem, schwerem Stoff und hatte weit ausgestellte Hosenbeine. Ein Schneider machte mir ein Paar moderne Schlaghosen daraus. So war ich einer der wenigen auf der Schule, der solche Hosen trug. Auch das haben mir die Lehrer nicht verziehen.

Etwas später waren Nadelkordhosen modern. Diesmal bekam ich von meiner Verwandtschaft aus dem Westen solche geschenkt. Als ich sie in der Schule trug, fiel einem Lehrer sofort die daran angebrachte Medaille eines Dollars auf. Nachdem ich dann auch noch mein Pausenbrot aus einer Tüte von ONKO-Kaffee herausholte, war ich schon wieder dran: "Seit wann laufen sie hier für den Kapitalismus Reklame?" So etwas war damals auch schon wieder existenzbedrohend.

In den Frühlingsferien (1 Woche) wurden den Schülern der 11. und 12. Klassen eine GST Ausbildung (Paramilitärische Vorbildung) befohlen. Es gab keine Chance sich dieser Maßnahme zu entziehen. Da schliefen nachts in der Schule alle Schüler von 2 Klassenstufen auf Luftmatratzen und in Schlafsäcken in ihren Klassenzimmern. Nur Drei von ihnen wagten sich am Abend nach diesem überwachten Tagesablauf und um diesem Drill ein wenig zu entgehen, heraus und gingen in den "Holzhof" um noch ein Bierchen zu trinken. Dies blieb den Lehrern auf die Dauer nicht unentdeckt. Die Strafe erfolgte prompt. Wir mußten daraufhin einen Tag länger bleiben. Ich war natürlich mit dabei.

Es gab manchmal Verspätungen der Züge, meistens im Winter. Wenn man eh schon zu spät dran ist, um in die Schule zu gelangen, kommt es auf ein paar Minuten auch nicht mehr darauf an. Die erste Stunde wäre sowieso bald vorbei. Der Tod von Brain Jones von den Rolling Stones lieferte uns den Anlass einen Gedenkgang zu zelebrieren. Wir setzten uns an die Spitze der Gruppe und stoppten die Schüler auf der engen Fußgänger-Elsterbrücke, in dem wir extrem langsam gingen und niemanden vorbeiließen. Dadurch kamen alle etwas später an. Dann tagte natürlich wieder das Kollegium der Lehrer, wie das zu werten sei. Sie kannten unsere Motivation aber nicht. Ein politischer Hintergrund war also nicht zu entdecken und es blieb bei der Ermahnung beim Direktor.

Ein besonderes Datum war der 11.11. jeden Jahres. Ab 11 Uhr 11gestalteten die 11. Klassen den Faschingsauftakt mit Kostümen und Büttenreden. Da konnte mal richtig über die Lehrer gelästert werden, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

 

Jährlich fanden Schulfeste im Gesellschaftshaus "Hoppenz" statt. In diesem Super-Saal mit Galerie fanden sonst Tanzabende und Rockkonzerte statt. Zweimal im Jahr feierten alle die Partys der EOS, Schulfest und Fasching. Der Saal war da immer gut besucht und es gab einen extra Lehrertisch. Fast alle Lehrer nahmen an diesen Festen teil. So kamen wir uns näher, auch mit den Mädels. Die Atmosphäre war einfach super. Man hatte irgendwo seinen Platz, konnte jederzeit auf die Galerie um alles von oben zu betrachten und war immer in Bewegung. Dann gab es die Lichtshow, der Scheinwerfer, der unterschiedliche Lichtreflexe und manchmal bei langsameren Titeln den Saal in ein intimes Licht tauchte. In dieser Umgebung löste sich das gespannte Verhältnis zu den Lehrern eigenartig auf.

Sehr deutlich wurde es besonders zum Pennefasching. Verbotenes konnte so zelebriert werden. Meine Kumpels und ich gingen vorher zum Friseur. Wir liehen uns Langhaarperücken aus und traten zum Fasching als Rockfans auf. Da wir auch noch Gesichtsmasken trugen und mit den Perücken dauerte es geraume Zeit, ehe man uns erkennen konnte. Wir waren natürlich wieder die Negativen. Diese Feierlichkeiten verliefen aber sonst absolut entspannt, als ob die Lehrer in eine ganz andere Haut geschlüpft wären. Es gab da auch z.B. Knutschereien zwischen Lehrerinnen und Schülern, was auch fotografiert wurde.

Im Alltag wurde wieder alles anders.

Unsere Schule hatte eine Partnerschule in Polen. Die besten Sportler waren auch mal dort zu Besuch. Trotz Sozialismus gab es damals Aufnäher von Wappen westlicher Länder. Es war dann auch normal, diese Banner an der Jacke zu tragen. Als sich die Erfolge beim Sport bei den Spartakiaden einstellte und die Sieger in dieser Kleidung mit einem Aufnäher aus Polen stammenden Emblemen von den z. B. USA oder GB auf das Siegerpodest stiegen, hatten die Pädagogen wieder ein Problem. Leistungsträger der Schule, die besten Sportler, waren politisch kritikwürdig geworden. Natürlich gelobten die Betroffenen dann unter dem Druck Reue.

Eine weitere kollektive Auflehnung gegen das System war der "Werner-Seelenbinder-Lauf".

Dieser sozialistisch-inszenierte Langlauf sollte alle Schüler zu sportlichen Leistungen motivieren. Man erhoffte sich Höchstleistungen von unserer Sportelite. Es regte sich aber Widerstand. Alle wurden sich einig, einem etwas laufschwächeren Schüler vorneweg die Spitze zu überlassen, und einfach hinterher zu trotten.

Das war für den Lehrkörper ein Affront. Sie waren außer sich, wie sollten sie richtig reagieren? Konnten sie die Leistungsträger, die die Schule bekannt und konkurrenzfähig machten, ohne weiteres bestrafen?

Die Klingel zur Mittagspause war immer ein besonderes Signal zum Aufbruch. Hastig wurde alles eingepackt, und der Wettlauf um den besten Platz in der Essensschlange im Speiseraum begann. Auf dem Gang im Hauptgebäude trafen dann alle Klassen zusammen und es gab Gedränge. Ein Schüler konnte da der Thälmannbüste nicht mehr ausweichen und brachte sie zu Fall, worauf sie zerbrach. Ein Politikum. Wieder ein Fall für das Lehrerkollegium und den Direktor. Sie untersuchten angestrengt, wie die Wirkung auf die Auszubildenden zu steuern sei. Der arme Kerl, der es verursachte, kam ohne offizielle Konsequenz davon, wurde aber immer als Büstenstürmer benannt.

Einmal hatte ich mich für die Bahn nach Hause in Elsterwerda verspätet. Der Zug fuhr schon an und ich sprang noch auf. In der einen Hand hielt ich mich am Zug fest in der anderen Hand hatte ich meinen Schultornister. Um die Tür öffnen zu können müßte ich eine Hand frei bekommen. Der Zug gewann aber ständig an Geschwindigkeit. Da öffnete sich die Tür von innen. Es waren meine Freunde. Und Sekunden später gelang ich aus einer lebensbedrohlichen Situation in Sicherheit.

Dann kam der Tag, an dem jeder sein Abiturzeugnis ausgehändigt bekam. Diese feierliche Veranstaltung fand unter Anwesenheit der Eltern der Schüler in der Aula der Schule statt. Die Schüler wurden persönlich aufgerufen und bekamen aus der Hand des Direktors die Urkunde.

Den Abend des Vortages verbrachte ich mit 2 Freunden und ein paar Mädchen mit Booten auf dem Talberger Teich. Es war eine laue Nacht, und so wurde es relativ spät. Ich hatte mit meiner Mutter abgesprochen, daß ich mit dem Moped nach Elsterwerda kommen wollte. Sie fuhr mit der Bahn vor. Als ich morgens aufwachte, war die Urkundenverleihung bereits im vollen Gange. Es lohnte sich also nicht mehr loszufahren. Erst machte ich das Moped an dem Vorkommnis schuld, denn ich war der einzige der fehlte. Da ich bald wieder mit der "Schwalbe" losbrauste, wußte jeder, dies war nur eine Ausrede.     

Der Abschluß- Abiball fand im "Waldschlösschen" bei Kahla statt. In dieser Nacht freundete ich mich mit einem Mädchen an, das vorher als Schülerin mit dem höchsten Notendurchschnitt des Jahrgangs ausgezeichnet worden war. Wir waren dann die Letzten der Party und mit dem Direktor der Schule an der Bar. Seine Abschiedsworte waren: "Jetzt hast du dir auch noch die Beste geschnappt, ausgerechnet du."

unsere Klasse im Park des Elsterschloßgymnasiums 1972

Es gab aber auch Schüler, die bis zur 11. Klasse absolut schlecht waren. Wenn sie dann Kandidat der SED wurden, war ihnen das Abitur mit guter Benotung sicher.

Einmal im Jahr wurde von der Schule eine Reise nach Berlin organisiert. Gemeinsam mit der Berufsschule Elsterwerda fuhren wir mit einem Sonderzug nach Berlin, um das "Berliner Ensemble" zu besuchen. Das ist ein vom kommunistischen Theatermacher Bertolt Brecht gegründetes Schauspielhaus. Kaum im Zug ging die Party schon los. Einige hatten Bier dabei und so war die Stimmung gleich super. Dann in Berlin war der Vormittag frei, um die Stadt näher kennen zu lernen. Nachmittags begann die Theatervorstellung. Der Zuschauersaal war überraschend mit barocken Verzierungen versehen und hatte neben den Parkettsitzen noch 2 Ränge. Auf der Bühne sah man nur das zum Verständnis Notwendige. Ettliche Schüler hatten sich am Vormittag gut mit Bierflaschen eingedeckt. Während der Vorstellung geriet die Situation außer Kontrolle. Das Interesse an Brecht hielt sich in Grenzen. Manche hörten mit Transistorradios Rias 2, was man da störungsfrei empfangen konnte. Leere Bierflaschen rollten in Richtung Bühne. Das blieb den Darstellern auf der Bühne, die ja zur Elite der Schauspieler der DDR gehörten, wie auch Helene Weigel, nicht verborgen. Sie  wollten die Aufführung nach der Pause abbrechen. Nur der Überredungskunst einiger Lehrer war es zu verdanken, daß das Stück zu Ende gebracht wurde. Bei der Rückfahhrt war es schon ein erhebendes Gefühl, als aus dem Lautsprecher im Ost-Bahnhof die Ankündigung kam: "Der Sonderzug der EOS Elsterwerda hat Einfahrt".    

Irgendwie hatten die Pädagogen schon das Gefühl, daß es so nicht weitergehen konnte und wir sie in gewisser Beziehung nicht mehr ernst nahmen. Die Kumpels aus Liebenwerda waren ein wichtiger Teil dieser Auseinandersetzungen.

2 Jahre nach dem Abi mußten die Schüler auf unserer ehemaligen Schule nicht mehr um lange Haare und Jeans kämpfen. Es wurde alles zugelassen. Die Ideologie blieb die gleiche. Das war nur eine Anpassung an eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten war.

Was wir als Kumpels durchgestanden haben, diese Bevormundung wurde z. T. eingestellt.

Aber unsere Lehrer leisteten neben dem politischen Terror, gute Arbeit.

Unser Allgemeinwissen überstieg das der Absolventen anderer vergleichbarer EOS. Die Schule in Elsterwerda hatte bei den Universitäten und Hochschulen einen guten Ruf.

Neben der sozialistischen Kaderschmiede wurde uns eine tiefgründige und fundierte Bildung übermittelt. Das fachliche Wissen, das wir in dieser Schule mitbekommen haben, schaffte uns Vorteile im Studium. Wir hatten solide Grundlagen in Physik, Mathe, Fremdsprachen, Philosophie und was das Kunstverständnis anbetraf.

Dies ist nur eine lockere Beschreibung einiger Erlebnisse aus dieser Zeit. Es gäbe noch viel mehr zu berichten. Wir waren einfach sehr euphorisch und ungestüm.